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Als Minderjährige alleine nach London. Und das war nur der Anfang.

Als Minderjährige alleine nach London. Und das war nur der Anfang.

Carmen C. Haselwanter
Als Minderjährige alleine London - The Bold Woman

Als aufgeschlossenes, wissbegieriges Kind beobachtete ich schon von klein auf die Welt mit wachsamen, neugierigen Augen. Als Bücherratte las ich alles, was ich in meine Finger bekam. Schon im frühen Alter verspürte ich den Drang, die Welt zu bereisen. Während Schulfreunde ein Studium oder Lehrberuf wählten, entschied ich mich als Teenager dafür, das Leben an sich als das wahre Studium anzunehmen.  Eine Entscheidung, die ich nie bereuen würde!

Für wahr hatte ich das Glück, aufgeschlossene, moderne Eltern zu haben, die meinen Traum, meine Lehrjahre im Ausland zu verleben, gänzlich unterstützten und förderten. 

Der Deal mit meinen Eltern war klar: Nachdem ich eine zweijährige Privatschule erfolgreich abgeschlossen hatte und anschließend als Bonitätsbeurteilerin in einem Versandhaus meine erste Berufserfahrung gesammelt hatte, war mein Weg frei und ich saß mit knapp 17 Jahren aufgeregt im Flieger nach London! Ich konnte mein Glück nicht fassen! Eine Minderjährige, die sich alleine in Richtung britische Hauptstadt aufmachte, war für meine zweitausend große Heimatgemeinde ein unübliches Unterfangen, das zum Einen für Überraschung und zugleich für Empörung sorgte.

 

Als Au-pair in London

Für mich als Freigeist begann durch diesen mutigen Schritt aus meiner Komfortzone eine Welt voller Abenteuer, Spannung und Herausforderungen. In der Metropole London, wo ich anfangs als Au-pair arbeitete, erkannte ich recht rasch die endlosen Möglichkeiten, die mir diese multikulturelle Metropole bot. Somit packte ich diese voller Tatendrang an! Meiner extrovertierten, zugänglichen Art zum Dank schloss ich rasch mit Menschen aus allen Herrenländern Bekanntschaft und Freundschaft. Dabei war ich von Anfang an von der enormen Vielfalt, die die Menschen – und vor allem Frauen – der verschiedensten Kulturen voneinander unterschied, fasziniert. 

Als ich in einem jüdischen Altersheim als Assistentin arbeitete, lauschte ich tief bewegt den dramatischen Erzählungen der deutsch-, österreichischen jüdischen Flüchtigen aus dem 2. Weltkrieg. Zudem lernte ich in einer meiner vielseitigen Arbeitstätigkeiten bei einem jüdischen Diamantenschleifer den so bekannten jüdischen Geschäftssinn kennen und schätzen. Denn das Metier von Geschäften mit Geld lehrt der jüdischen Gemeinschaft durch Jahrzehnte lange Erfahrung als Kreditgeber enorm viel und ich war dankbar für diese wichtigen Lektionen.

Nach anderthalb Jahren verließ ich als Achtzehnjährige die britische Hauptstadt und zog weiter, um die Welt zu erkunden. Dabei sollten Städte wie u.a. Amsterdam, Paris, Athen und Zürich, sowie Länder wie Italien, Frankreich und Schweiz zeitweilig meine Heimat werden, wo ich mich beruflich kreativ entfaltete. Dabei legte ich damals wie heute großen Wert auf die Entfaltung meiner Kreativität, Enthusiasmus, Konsequenz und das intuitive Folgen meiner inneren Stimme. In dieser Zeit verkaufte ich selbst kreierten Modeschmuck auf Märkten, agierte als Straßenmusik-Künstlerin, arbeitete als Messehostess und Fremdenführerin in zahlreichen großen europäischen Städten. Damals entdeckte ich, wie leicht mir der Zugang zu den Menschen fiel. In dieser intensiven Zeit entwickelte sich meine seit Kindheit gepflegte Schreiblust zu einem unverzichtbaren Prozess, der mit dabei half, die Vielzahl an Eindrücken in ihrer ganzen Vielfalt und Größe anzunehmen.

Im Anschluss arbeitete ich, von dem Metier Hotelfach fasziniert, als begeisterte Gastgeberin diverse Wintersaisonen in Österreich und Schweiz. Anfangs als Zimmermädchen und später als Rezeptionistin und Direktionsassistentin. Meine guten Fremdsprachenkenntnisse zeigten sich dabei von großem Nutzen.

 

Mit dem Tramper durch Zentralamerika

Meine Lust auf das Reisen und Entdecken von neuen Kulturen führte mich mit knapp 24 Jahren zu einem 8-monatigen Trampertrip durch Zentralamerika. Eine eindrückliche Reise, die mir die unkomplizierte, herzliche Art der Lateinamerikaner mit ihrer leidenschaftlichen Musik offenbarte. Stets auf der Suche nach neuen Herausforderungen fand ich mich auf einem Kreuzfahrtschiff der Reederei Costa Crociere wieder, wo ich die einmalige Arbeitsmöglichkeit als Kapitänssekretärin erhielt. Eine begehrte und zugleich herausfordernde Position. Was für eine phänomenale Chance, das Kreuzfahrtschiffsleben in dieser einzigartigen Stelle – als rechte Hand vom Kapitän in Offizier Status – zu erleben und gleichzeitig durch das karibische Meer zu schiffen. Zu jener Zeit nahmen die Frauen einen sehr geringen Anteil von knapp 10% der gesamten Crewanzahl von 500 Personen ein. Das bedeutete schlichtweg, als Frau für wahr seinen Mann zu stehen. Ebenso stellte die 7-Tage-Arbeitswoche eine grosse Herausforderung dar, die sich weit über 6 Monate hinzog. Dieses ungewöhnliche Arbeits- und Lebensumfeld lehrte mich enorm viel und zeigte mir ebenso meine körperlichen und physischen Grenzen auf.

 

Adrenalin pur in der Reisebranche

Nach meiner Rückkehr aus dieser schwimmenden Welt begann ich für den renommierten Reiseveranstalter Touropa Austria als eine von 99 gut ausgebildeten Reiseleiterinnen und gleichzeitig als überzeugte österreichische Botschafterin zu agieren. Eine perfekte Kombination, in der ich meine Reisepassion mit dem Beruf vom Customer Service vereinen konnte. Ich liebte diese unbändige Zeit des Reisens. Die tägliche Abwechslung und ununterbrochene Herausforderung einer Lösungsfindung war für mich Adrenalin pur. Nach Arbeitsstationen auf den Kanaren, Balearen und in Griechenland fand ich mich als Stationsleiterin auf einer griechischen Insel wieder. Sogleich empfand ich eine tiefe Verbundenheit und Sympathie mit dem Land der Götter, der Heimat der Mythologie und dem gastfreundlichen Volk.

 

In der Zwischensaison absolvierte ich wissbegierig und lernwillig in meiner alten Heimat Kurse in der grafischen Gestaltung und Computerprogrammierung. Dies bot mir meiner Kreativität nicht nur in Wort und Schrift Ausdruck zu verleihen, sondern auch grafisch meine kreative Begabung gänzlich auszuleben. Aber statt in Österreich einer Anstellung im grafischen Bereich nachzugehen, zog es mich in die griechische 7-Millionen-Hauptstadt, deren Mythologie und Geschichte mich schlichtweg faszinierte. Ganz nach meinem Motto «das Unmögliche möglich zu machen» fand ich mich nach dem Aussenden von über 250 Bewerbungen (damals noch alle ausgedruckt und mit  der Post verschickt) im Jahr 1998 in einer kleinen Werbegrafikfirma wieder, wo ich als engagierte und begeisterte Webdesignerin dem kreativen Schaffen nachging. Außerdem erhielt ich die Chance, als Projektleiterin für Neukundengewinnung den deutschsprachigen Raum zu erobern.

 

Wissentlich, dass jedes Ende ein Neuanfang ist, hielt ich nach neuen Möglichkeiten Ausschau, nachdem ich das Land der Mythologie im Jahr 2002 verließ. Mit 33 Jahren blickte ich als Weltenbummlerin auf viel Lebens- und Berufserfahrung zurück und spürte das Bedürfnis, mein Fachwissen in einem neuen Feld zu nutzen. Nur wohin mich das führen würde, war mir nicht klar. Allerdings spürte ich intensiv das Begehren, mich nach 17 Jahren Auslandsleben näher zu meiner Familie hinzuplatzieren. Als mir die Anstellung als Direktionsassistentin im nächstens neu eröffneten Casino St. Moritz angeboten wurde, zögerte ich nicht lange. Eine perfekte Anstellung: Für eine hochangesehene, österreichische Firma in dem begehrten St. Moritz, somit nur zwei Autostunden von meiner Familie entfernt… Also ich fand, das war perfekt.

 

In St. Moritz. Das Top of the World für Luxus und Glamour.

Mit unerschöpflichen Tatendrang betrat ich eine neue Welt voller Gegensätze! St. Moritz, das als Top of the World für Luxus und Glamour international bekannt ist sowie die Welt der Spielbanken, die als neue Branche in der Schweiz noch Fuß fassen musste. Ich war bereit für beides. Voller Elan, Passion und Enthusiasmus, dass alles gut kommt!

 

Von Anfang an liebte ich die Arbeit in diesen neuen Welten. Ich stellte mich mutig, engagiert und voller Überzeugung den neuen Herausforderungen, die ich als Macherin und Entscheiderin täglich aufs Neue bewies. Dabei sollte sich mein klarer Fokus auf «nur das Beste zu geben» auszahlen, indem ich in der höchstgelegenen Spielbank Europas die Karriereleiter hochkletterte, nachdem mir nacheinander die Positionen des Administration Manager, Human Resources und die Verantwortung des Marketing Manager anvertraut wurden.

 

Dabei nutzte ich aktiv diese Zeit nicht nur für die Arbeit im Geschäft sondern investierte meine Freizeit, indem ich zahlreiche Abschlüsse von Kursen und Fachhochschulen absolvierte. Ich wusste, das Wissen der Schlüssel zum Erfolg ist und ich nutzte somit jede Möglichkeit, mir Wissen anzueignen.  Schließlich kam ich in jene Situation, dass ich mich für ein 2-jähriges berufsbegleitendes Universitätsstudium anmeldete. Erneut wurde ich bis an meine Grenzen geführt, denn mein recht anspruchsvoller Arbeitsbereich war nur schwer mit dem enggepackten Studiumskalender samt Reisen zur Uni unter einen Hut zu bringen. 

Aber statt aufzugeben, galt für mich klar der Fokus auf meine disziplinierte und konsequente Vorgehensweise, die mich zusammen mit meiner sehr engagierten, homogenen Peergruppe in den erfolgreichen Abschluss führt. Das ich für meinen erfolgreichen Masterabschluss in meiner Dissertation mein Passionsthema „Kreativität, die Schlüsselressource der Gegenwart und Zukunft für Kleinunternehmen“ widmen durfte, ist einer der großen Höhepunkte dieser lehrreichen Zeit. 

Als weiteren Meilenstein in meiner Entwicklung folgte ich meinem inneren Call und ließ mich als Coach ausbilden, indem ich die Ausbildung zum spirituellen Coach als perfekten Einstieg betrat und diesen mit Business- & systemischer Coach abschloss.

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Zeitgleich gründete ich das Unternehmen Creativitá, in welcher ich das Kreativitätsmanagement nach Creativitá in den Bereichen Unternehmensberatung, Wohnen, kreatives Arbeiten und Coaching ins Zentrum stelle.

Im Jahr 2018 wurde die Firma durch den eigenen Verlag Creativitá Production erweitert, über welchen ich meine Buchpublikationen veröffentliche. Dabei biete ich anderen kreativen Freigeistern an, über meinen Verlag ihre Werke mit der Welt zu teilen.

 

Wenn ich als überzeugte Creative Manager den Ausspruch höre «nicht jeder ist kreativ», verneine ich dies bestimmt. Der Unterschied liegt in dem Erkennen und dem individuellen Nutzen. Dazu meine ich: „Wir alle tragen eine tiefe Kreativität in uns. Nur lässt ihr nicht jeder ihren Raum.“

Hast du auch eine Story, die es wert ist erzählt zu werden? 

Hast du etwas richtig tolles erlebt, etwas was außerhalb deiner Komfortzone lag und das nicht 0815 Status Quo war? Willst du damit mal so richtig auf den Tisch hauen und allen Menschen zeigen, was eine Powerfrau in dir steckt?

Und vor allem andere Frauen damit inspirieren?

Oder aber du hast eine schwere Zeit durchlebt, hast alles überstanden und stehst jetzt mit erhobenem Kopf da. Willst du anderen Frauen zeigen, dass alles möglich ist, egal wie ausweglos eine Situation erscheinen mag?

Wir glauben: 

Every Woman has a Story. 

Lass uns deine hören:

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