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Rivalität unter Frauen

Rivalität unter Frauen

Anna-Sophie Müller

Dass wir in einer Ellenbogengesellschaft leben, ist keine neue Information. Die Rivalität unter Frauen ist für mich jedoch noch einmal ein Stück weit intensiver und viel erschreckender.

Women support women“ wird viel gepredigt, doch ist das wirklich so?

Eine gute Nachricht voraus: Für das hohe Konkurrenzdenken sind wir selten allein verantwortlich, sondern es ist eine logische Konsequenz aus gesellschaftlichen Anforderungen und der Historie der Frau.

Frauen waren nun einmal leider sehr lange Zeit von Männern abhängig. Wurdest du als Frau geboren, so hast du deinen Eltern Mitgift gekostet und warst in diesem Sinne „nutzlos“ für die Zukunft. Zudem hatte es Frau sehr schwer, wenn sie keinen Mann für die Ehe fand oder diesen nicht halten konnte.

Das heißt, Frauen mussten besonders für einen Mann herausstechen.
Sie mussten einzigartig sein.
Besonders schön.
Besonders gut im Haushalt.
Besonders Ehefrauen-tauglich.

Besser zu sein als andere Frauen war damals also teilweise schon überlebensnotwendig.

Rivalität unter Frauen

 

Altes Frauenbild & altes Konkurrenzdenken

Diese gesellschaftlichen Normen haben sich theoretisch zwar Gott sei Dank mittlerweile gut verändert: Frau kann mittlerweile auch alleinstehend gut überleben und selbst erfolgreich sein. Dass das jedoch gesellschaftlich teilweise immer noch nicht von jedem als selbstverständlich angesehen wird, haben wir sicherlich alle schon einmal erlebt.

So meinte auch kürzlich ein Kollege auf meine Aussage hin, dass ich mir nicht vorstellen kann, für (wenn überhaupt) eine minimale Rente noch 40 Jahre arbeiten zu gehen: “Dann müssen Sie eben reich heiraten“.
Auf die meine Antwort „Oder ich stelle mich selbst finanziell stabil auf“ kam dann keine Antwort mehr.

Jedoch ist es nicht nur das alte Frauenbild, dass unser Konkurrenzdenken so befeuert. Nein, auch die aktuelle Welt und Umwelteinflüsse sind normalerweise noch sehr männerdominiert und glaubt mir: Als angestellte Frau in einer männerdominierten Branche, weiß ich wovon ich spreche.

Eine passive Prinzessin seit Kinderzeiten?

Ich möchte insbesondere auf die Film- und Fernsehbranche eingehen und dort direkt in der Kindheit anfangen.

Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich war ein absolutes Disney- und Hörbücher-Kind. Natürlich wollte auch ich früher unbedingt eine kleine Prinzessin sein. Zeitweise zumindest. Als erwachsene Frau, die sich sehr für die Gleichberechtigung und Frauen-Empowerment einsetzt, fällt mein Fazit jedoch mittlerweile nüchterner aus. Ich gucke die Filme trotzdem noch gerne.

Fangen wir bei den Disney-Filmen oder auch bei den zugrundeliegenden Märchen an. Bis auf wenige Ausnahmen ging es in den meisten Disney-Filmen um eine sehr passive Prinzessin, die von einem Prinzen am Ende gerettet werden musste.

Was mir mittlerweile noch viel mehr zu denken gibt: In den allermeisten Kinderfilmen und -serien gibt es keine zwei Heldinnen. Es gibt eine Prinzessin oder andere weibliche Helden wie Mulan, Kim Possible, etc. und sonst nur Männer. Gibt es tatsächlich mal eine zweite weibliche Person, ist diese meist abgrundtief böse. Die böse Stiefmutter, die bösen Stiefschwester oder ganz oldschool die böse Hexe.

Passive Prinzessin

 

 

 

 

 

 

 

 

See Also

frauenquote - Gesellschaft Kolumne

 

 

Beispiele dafür gibt es genug:

  • 1 Schneewittchen, 7 männliche Zwerge, 1 Prinz, 1 Jäger und 1 böse Stiefmutter
  • 1 Aschenputtel, 1 Prinz, 1 böse Stiefmutter und 2 böse Stiefschwestern
  • 1 Rapunzel, 1 Prinz, 1 böse Hexe / Stiefmutter
  • Kim Possible als Heldin und Shego als Feindin
  • 99 Schlümpfe, 1 Schlumpfine
  • Bei den wilden Kerlen gab es bis zum 3. Teil auch nur Vanessa als „gute Frau“
  • Bei TKKG gibt es auch nur Gabi als einziges Mädchen

 

Rivalität unter Frauen

Die Liste könnte ich noch länger ziehen, aber das würde hier den Rahmen sprengen. Wenn es dann mal keine typische Prinzessin ist sowie Vanessa von den wilden Kerlen oder eben Gabi von TKKG, dann sind die meistens mit dem Anführer zusammen. Mit dem Typen, der natürlich von allen als am besten aussehend anerkannt wird.

Schon im Kindergarten, wenn wir beispielsweise Schneewittchen als Theaterstück aufgeführt haben, wollten alle Mädchen Schneewittchen sein. Niemand die böse Königin. Letztendlich musste doch eine diese Rolle übernehmen und das führte meisten kurz zu Zickereien mit dem Schneewittchen.

Was ich damit sagen will: Die Rivalität unter Frauen wird uns also von klein auf vorgelebt, natürlich auch noch in Kombination von utopischen Schönheitsbildern von minimalen Taillen bei Disneyprinzessinnen und Comicheldinnen, die im wahren Leben so gar nicht überlebensfähig werden. Uns wird von klein aufgezeigt, dass es immer nur Platz für eine Frau geben kann. Dass man besonders sein muss. Einzigartig. Herausstechend. Sonst bist du eben farblos und gehst unter.

Alle für alle

Platz für alle!

Ich für meinen Teil habe mir dieses Konkurrenzdenken zum Großteil abtrainiert. Meiner Meinung nach sollten wir Frauen uns gegenseitig unterstützen und aufbauen. Es gibt nicht nur Platz für eine. Es gibt für uns alle Platz.

Die Weltbevölkerung besteht zu 51 % aus Frauen. Wenn wir uns wirklich solidarisieren und gegenseitig unterstützen würde, dann kämen wir dem Thema Gleichberechtigung auch ein ganzes Stück näher.

Du musst nicht mit allen Frauen gut klarkommen. Du darfst natürlich trotzdem männliche Freunde haben. Darum geht es letztendlich nicht. Es geht darum, zu akzeptieren, dass wir alle einzigartig sind und dass wir für uns verinnerlichen, dass für uns alle genug Platz da ist.

Was denkst du über das Thema Rivalität unter Frauen? Teile mit uns deine Meinung in den Kommentaren.

Hier gibt es noch mehr zum Thema Gesellschaft und der Rubrik Female Empowerment.

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