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Schwanger – Wie sag‘ ich’s meinem Chef?

Schwanger – Wie sag‘ ich’s meinem Chef?

Susanne Dr. Dietz
Schwanger - Wie sag‘ ich’s meinem Chef?

Ein positiver Schwangerschaftstest. Wow! Schwanger! Wirklich? Ein Wechselbad der Gefühle. Ich behaupte jede Mutter, erinnert sich sehr gut an den Moment, als da die Botschaft auf dem Streifen war: Schwanger! Freude, Ängste, Zweifel, … alles kommt da. Und bei vielen kommt nahezu zeitgleich die doch nicht ganz triviale Frage: „Wie sage ich das bloß meinem Chef?“

Denn seien wir mal ehrlich. Kaum einer werdenden Mutter schießen Gedanken in den Kopf wie: „Mein Chef / Meine Chefin wird sich so sehr für mich freuen!“ Vielmehr sind Schwangerschaften beim Arbeitgeber mit erschwerten Prozessen, Recruiting-Maßnahmen, Ineffizienz, Unsicherheit und dergleichen assoziiert. Hinzu kommen dann noch die so „hilfreichen Aussagen“ aus dem medizinischen Fachbereich – aber auch aus dem nicht medizinischen Fachbereich: „Erst mal die ersten 12 Wochen abwarten. Was ist, wenn das Kind gar nicht bleibt?“ Sinnvoll oder nicht; verunsichernd auf jeden Fall. Ganz klar, dass werdende Mütter mit positivem Schwangerschaftstest in der Hand erst einmal eine gesunde Portion Respekt vor der Verkündung der Schwangerschaft beim Arbeitgeber haben.

In meiner Coaching-Praxis habe ich oft Klientinnen, die genau mit diesem Anliegen zu mir kommen: “Wie kann ich meine Schwangerschaft dem Arbeitgeber so kommunizieren, sodass wir bis zur Elternzeit konstruktiv und vertrauensvoll zusammenarbeiten werden und während der Elternzeit im guten Kontakt bleiben. Um dann schlussendlich einen gewinnenden Wiedereinstieg für beide Seiten garantieren zu können.“

Denn oft scheitert der Wiedereinstieg schon bei der Verkündung der Schwangerschaft. Hier werden Dinge persönlich genommen, es finden Verletzungen statt und es werden auch viele wesentliche Dinge nicht angesprochen. So herrscht unnötige Intransparenz, die die Beziehung zwischen Arbeitgeber und werdender Mutter belasten und zum erschwerten Wiedereinstieg bis hin zur Kündigung – auch nicht selten von der Mitarbeiterin initiiert – führen. 

Aus meiner Praxis sind 5 wichtigsten Aspekte der gelingenden Kommunikation einer „Schwangerschaftsverkündung“ folgende:

WANN sag ich’s meinem/r Chef/in? – Wähle den für dich richtigen Zeitpunkt für deine Botschaft.

Es gibt keine rechtliche Verpflichtung, eine Schwangerschaft sofort zu melden. Es ist durchaus eine gute Idee, die ersten 12 Wochen einer Schwangerschaft abzuwarten. Denn 80 % der Fehlgeburten finden innerhalb der ersten 12 Wochen statt. Doch gleichzeitig sollte frau auch nicht zu lange warten, bis der Bauch schon kugelrund ist und Aussagen wie: „Ich habe Weihnachten einfach zu viele Plätzchen gegessen.“, total unglaubwürdig wirken. Der Flurfunk kann in solchen Fällen großen Schaden anrichten. Das geht immer auf Kosten des Vertrauens, zum einen zu den Kollegen, aber auch zum/zur Vorgesetzten, was wiederum ein partnerschaftliches Miteinander zur Überbrückung der Elternzeit behindern kann. 

Überprüfe dein Mindset! – Achte auf eine positive innere und äußere Haltung vor und während des Gesprächs

Viele Frauen gehen ängstlich, verunsichert, zaghaft in ein Gespräch mit dem/der Chef/in. Und das ist durchaus verständlich. Denn wir wissen nicht, wie er oder sie auf die Botschaft reagieren wird. Fakt ist jedoch: Deine Emotion überträgt sich auf den/die Gesprächspartner/in. Immer! Daher ist es deine Aufgabe, dich vorab in eine positive und selbstbewusste Grundhaltung zu bringen. Denn diese Grundhaltung ist die Basis für einen positiven Gesprächsverlauf. Es hilft immer den Körper „einzustellen“. Achte auf eine aufrechte Körperhaltung und lächle. Du wirst merken – auch wenn dir nicht zum Lachen zumute ist – das hat einen Effekt auf deine innere Einstellung und deine Stimmung. 

Mündlich oder schriftlich? Und wer zuerst? – Wähle den direkten persönlichen Kommunikationsweg

Auch wenn es bei „schwierigen Gesprächsthemen“ verlockend ist, sich hinter einer E-Mail zu verstecken, rate ich jedoch immer zum persönlichen Kontakt im Gespräch. Denn so kannst du unmittelbar auf die Emotionen deines Gegenübers reagieren und den weiteren Verlauf bewusst beeinflussen. Außerdem kann auch hier die schriftliche Kommunikation auf Kosten des Vertrauens zwischen deinem/r Chef/in und dir gehen, was wiederum die Zeit deiner Abwesenheit und den Wiedereinstieg erschwert. Sollte das Vertrauensverhältnis zwischen dir und deinem/r Vorgesetzten bereits angespannt sein, so ist es manchmal durchaus sinnvoll, sich nach dem Gespräch nochmals schriftlich mit einer kleinen Zusammenfassung abzusichern.

Und wichtig: Informiere immer zuerst deine/n Chef/in bevor du deine Kolleg/innen informierst. Es schafft immer Irritation, wenn dein/e Chef/in von deiner Schwangerschaft beim Tratsch in der Kaffeeküche erfährt und nicht von dir selbst.

Klarheit schafft Vertrauen! – Spiele mit offenen Karten.

Es ist wichtig bei hochemotionalen Gesprächen klar zu sein. Es hilft nichts, vage Aussagen zu treffen, herumzudrucksen oder sich zu verstecken. Klarheit ist einer der wichtigsten Aspekte für gelingendes Vertrauen. Und Vertrauen ist die Grundlage für eure konstruktive Zusammenarbeit und vor allem auch für die Elternzeit, wenn du nicht da bist. Daher formuliere dir gerne vor dem Gespräch, die wichtigsten Eckpunkte, wie Entbindungstermin und wann ist dein letzter Arbeitstag.

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Work-Life-Balance für Mütter

Profis planen smart. – Erstelle einen konkreten Plan für diese besondere Zeit.

Vereinbare am besten zwei Termine mit deinem/r Chef/in. Der erste Termin hat ein Ziel: Die Information „Ich bin schwanger!“ soll ankommen. Nicht mehr und nicht weniger. Daher ist es auch sinnvoll, einen „echten Termin“ in einem ungestörten Rahmen zu vereinbaren. Auch hier eignen sich Kaffeeküchen, Flurgespräche oder Kantinen gar nicht. Plane in etwa 15 bis 30 Minuten für den Ersttermin ein. 

Da dein/e Chef/in in irgendeiner Weise emotional reagieren wird, ist das erste Gespräch mit der Info über die Tatsache „Schwangerschaft“ nicht der richtige Zeitpunkt, um schon über konkrete Planung zu sprechen. Im besten Falle reagiert er/sie positiv. Dann ist wenig Widerstand im Gespräch. Nicht selten ist aber auch hier Verunsicherung und vielleicht sogar Angst beim Gegenüber im Spiel und diese Emotionen brauchen Raum, um diese dann konstruktiv in eine für euch beide passenden Plan umzulenken. Versetze dich in dein Gegenüber und sei empathisch. Der menschliche Organismus ist bei der Aufnahme der Botschaft „Ich bin schwanger“ damit beschäftigt, die Emotion zu verarbeiten und wenig konstruktiv zu denken.  Es gilt also hier auch: „Jede Emotion darf da sein und muss Raum bekommen.“ 

Innerhalb des ersten Gesprächs vereinbart ihr sodann den Folgetermin für die nächsten konkreten Schritte. In einem zweiten Termin könnt ihr dann gemeinsam sachlich in die Planung gehen, die Emotionen sind dann in der Regel abgeflaut. Ich empfehle hier nicht zu lange zu warten. Eine Woche zeitversetzt zum ersten Gespräch hat sich als guten Abstand erwiesen. Letztlich zählt aber auch hier dein individuelles Gefühl. Bringe am besten zum zweiten Termin einen für dich passenden Plan zum Gespräch, mit wie du dir die Zeit bis zum Mutterschutz, die Gestaltung der Elternzeit– Erreichbarkeit, Vertretung, Kontakt zum/r Chef/in, evtl. mit Unterstützung durch Coaching für den Wiedereinstieg – und den Wiedereinstieg. So hast du eine ideale Gesprächs- und Verhandlungsgrundlage und zeigst dabei echtes Interesse an einer partnerschaftlichen und gewinnbringenden Zusammenarbeit – auf beiden Seiten.

Die komplette Folge (Nr. 51) zu diesem Thema findest du auch in meinem Podcast „buSINNess MOM“. Überall wo’s Podcasts gibt.

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Lust auf mehr?
Hier gibt es noch mehr zum Thema Vereinbarkeit und der Rubrik Working Moms.

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